Die Besuchenden der Basilika erkennen es meist: ›Das wichtigste Gebäude an der Kasinostrasse, von wo man auch in die Kirche St. Maria im Kapitol eintritt, ist das ehemalige Äbtissinnenhaus, Nr. 3. Es wurde gegenüber dem Kreuzgang der Marienkirche 1747-61 erbaut von der Äbtissin Anna Theresia Ludovica von Ingelheim. Die Äbtissinnen des hochadeligen Damenstifts von St. Maria auf dem Kapitolshügel, das seine Gründung bis in die merowingische Zeit durch »Plectrudis Regina« zurückführt, hatten im alten Köln immer ein ganz besonderes Ansehen. In der Heiligen Nacht ließen sich die Erzbischöfe von Köln, später vertreten durch die Äbte von St. Pantaleon, in einer Sänfte von ihrem Palast am Dom nach St. Maria im Kapitol tragen, um dort die erste Weihnachtsmette zu feiern. Auch zu Ostern gab es besondere kirchliche Feierlichkeiten, die mit dem Marienstift und seiner Äbtissin verknüpft waren. Am Karsamstag kurz vor Mitternacht begab sich der Greve als Vorsitzender des kurfürstlichen Hochgerichts mit den Schöffen zum Äbtissinnenhaus an der Kasinostrasse. Der Greve bot der Äbtissin den Arm und geleitete sie durch den Kreuzgang zum Kirchenportal. Nachdem im Verlauf des üblichen Osternachtzeremoniells die Tür nach dreimaligem Pochen mit dem Vortragekreuz von innen geöffnet worden war, schritten Äbtissin und Greve zum Heiligen Grab. Nach der Kreuzerhebung und der Vigil fand im Haus der Äbtissin ein Osternachtmahl statt. Als Hauptgang wurde ein Lammbraten aufgetragen.‹ (siehe Signon/Schmidt, Alle Straßen, Köln 2006) Heutzutage munden den Gottesdienstbesuchenden der Osternacht bei der sich anschließenden Osteragape im Pfarrsaal gegenüber dem Äbtissinnenhaus stets die ersten Ostereier; eine frohe, wenn auch bescheidenere Pflege der Kapitolstradition des besagten Osternachtmahles der einstigen Äbtissinnen.

Herzliche Einladung, so Corona es denn erlauben sollte, zur Osteragape in St. Maria im Kapitol; wenn nicht in diesem Jahr, – so Gott will – dann hoffentlich aber wieder im nächsten Jahr. (RH)