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Jeden Montag um 20 Uhr in der Krypta, Eingang am Lichhof.

Historisches: aus der Tiefe der Vergangenheit

Der Taizé-Kreis von St.Maria im Kapitol existierte schon, bevor die Kirche 1984 offiziell wieder eröffnet wurde nach der Reparatur der Schäden des zweiten Weltkriegs. Man traf sich in der Krypta, die unbeschädigt geblieben war.

Es wird auch berichtet, dass nach den Bombardierungen das erste Gebetstreffen in Köln hier in der Krypta stattfand, nachdem man etwas Geröll beiseite geräumt hatte,  es waren junge Menschen, die sich dort inmitten der Trümmer trafen. Köln lag so flach, dass man freie Sicht auf den verschonten Dom hatte.

Diese historische Krypta hat also einiges in ihren Mauern verwahrt, aber es geht noch viel weiter in die Vergangenheit. Tatsächlich sieht man als Baumaterial dieser Wände noch die großen Steinblöcke, die einst von den Römern aus Lothringen herbei gekarrt wurden, um an diesem Ort, dem erwählten Kapitolhügel, einen Jupiter-Juno-Minerva-Tempel zu errichten. Dies zu Ehren der Kaiserin Agrippina, Gattin des Kaisers Claudius, welche in der Ubiersiedlung  geboren war, die dann zur Colonia erhoben wurde, einem Rom des Nordens.

Frère Roger und der Weltjugendtag

Zur Jahrtausendwende 2000 kamen zu den wöchentlichenTaizé-Andachten noch ca. 15-20 Leute, einige kamen von weit her, etwa aus Bochum, um hier in der Kraft des Geistes Energie zu tanken, Inspiration für die Woche mitzunehmen. Man kam nicht jede Woche, und insgesamt umfasste der Kreis mehr als 100 Taizé-Freunde.

Als 2005 Weltjugendtag in Köln war, wurde der Taizé-Kreis von St.Maria im Kapitol noch regelmäßig von 8-10 Begeisterten besucht. Diese waren natürlich auch in St. Agnes dabei, welche zur Weltjugendwoche als Taizé-Kirche diente, mit mehreren Andachten täglich.

Am ersten Abend dieser Gebete kam in St. Agnes während der Stille die Nachricht aus Taizé, dass Frère Roger von einer wohl psychisch kranken Frau mit einem Messerstich zu Tode gebracht worden sei. Das nächste Lied im bereits feststehenden Programm war: "Frieden, Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, euer Herz verzage nicht."

Es waren Aktive vom Taizé-Kreis St. Maria im Kapitol, die dann nach der Andacht dazu aufriefen, in der Krypta von St. Agnes die ganze Nacht durch zu singen. Viele folgten dem Aufruf. Danach entstand in St. Agnes ein neues Gebet, das aber nur einmal im Monat stattfindet.

Viele gingen dann zu dem neuen Gebet, und in der Krypta von St.Maria im Kapitol sagte man sich öfter: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind ..."

Das Besondere im Kapitol

Der Taizé-Treff in der Krypta von St.Maria im Kapitol war immer besonders intensiv, man kann sagen mystisch, der Heilige Geist war oft spürbar, als eine tiefe Ruhe, ein lieblicher Zauber im Raum. Die Stille wurde mit den Jahren zunehmend als tiefe, Kraft schöpfende Meditation genossen, da war kein Scharren und kein Hüsteln mehr, sondern völlige Ruhe.

Wegen der geringen Teilnehmerzahl konnte immer jeder, der wollte, nach der Stille seine persönlichen Gebete aus seinem Herzen hervor holen und aussprechen. Nur wenige wagten es nicht, ihre Gebete den anderen zu Ohren zu bringen. Oft ging man nach dem Gebet auf jemanden zu und fragte ihn, ob man ihm helfen könne.

Es gab viel Vertrauen und Freundschaft unter den Teilnehmern, und einige fanden einen Partner, und es gingen auch Kinder aus diesen Verbindungen hervor. In kleinen Gruppen fuhr man gemeinsam nach Taizé.

So auch kurz vor dem Hinübergehen von Frère Roger, und zu seiner Beerdigung, wo die Brüder persönlich bestätigten, dass er nicht gelitten hatte, und dass die Umsitzenden glaubten, es sei eine Mutter, die ihr Kind abholen wollte, weil Frère Roger sich immer mit Kindern umgab, und er hätte von selbst einen Schwäche-Anfall bekommen.

Seine Seele hatte seinen 90 Jahre alten, schwachen Körper sofort verlassen. Es war auch die Erfüllung einer Prophezeiung, und wäre er anders gestorben, dann wäre seine Prophezeiung nicht wahr gewesen. Er teilte ein wenig das Opfer von Jesus, und das sollte keinen Christen erschrecken.

Sein Geist schwebte schützend über den Besuchern der Weltjugendwoche, auch auf dem Marienfeld und in den Wäldern drum herum, wo viele sich verirrten. Frère Roger war der Initiator der Weltjugendtreffs, und sein Freund, Papst Johannes Paul II., griff diese Idee auf und verwirklichte sie auch für die katholische Kirche. So wurden die Päpste zu Stars der Jugend.

Neues im Sinne von Frère Roger

Der Gründer der Taizé-Bruderschaft, der Schweizer Roger Schütz, war der kleine Bruder von 8 älteren Schwestern, ein schmächtiger Junge, der viel Liebe von seinen Schwestern erfuhr. So ist es nicht verwunderlich, dass seine Botschaft vor allem eine Botschaft der Liebe ist.

Erst hatte er eine weltliche Gemeinschaft gründen wollen, weil aber seine Lieblingsschwester beinahe gestorben war und auf wundersame Weise wieder gesund wurde, beschloss er, eine religiöse Gemeinschaft zu gründen.

Er setzte sich stark für die Idee der Ökumene ein, wollte die Christen der Welt wieder zusammen bringen.

Aber auch an der Spiritualität Indiens orientierte er sich. So ist orange die Farbe von Taizé, wie sie die indischen Mönche tragen. Die Brüder von Taizé tragen weiße Gewänder, aber die Altartücher sind orange, die Lichter auf dem Altar gelb, rot und orange.

In Indien ließ Frère Roger Andachten abhalten, bei denen abwechselnd Taizé-Lieder und indische Mantren gesungen wurden. Der Vatikan öffnete sich auch mit Papst Johannes Paul II für das Gespräch mit anderen Religionen.

Taizé-Lieder gibt es in vielen Sprachen der Welt. In der Krypta von St. Maria im Kapitol sang man gerne in verschiedenen Sprachen.

Das wollen wir demnächst noch ausweiten und auch Lieder aus verschiedenen Kulturen singen, sowie Vertreter dieser Kulturen einladen.

Einige wollten lieber deutsche Lieder singen, und es gibt jetzt auch, im Geiste von Taizé weiter entwickelt, eine neue Bewegung von  Singkreisen, in denen neu geschaffene mantrische Lieder für die Seele gesungen werden, die oft in deutscher oder englischer Sprache sind. Solche Lieder wollen wir auch einbeziehen.

Zur Zeit der Öko-Bewegung, in welcher Taizé seinen Platz hatte, wie etwa in der Findhorn Community, war es ganz natürlich, dass man einander vertraute. Das hat sich in der heutigen Welt geändert.

Dem wollen wir Rechnung tragen und nicht erwarten, dass man gleich sein persönliches Gebet ausspricht, sondern das Vertrauen zu Gott und der Welt, oder dem noch vorhandenen Guten in der Welt, langsam aufbauen. Und das wollen wir mit gemeinsamer Freude am Singen erreichen, und uns dabei auch von unseren Stühlen wegbewegen.

Menschen guten Willens aller Glaubensrichtungen sind willkommen, auch solche, die sich als Atheisten bezeichnen.

Gott ist so großzügig und barmherzig! Es ist ihm egal, ob es ihn gibt oder nicht!

Schließlich ist er Alles und Nichts gleichzeitig, ohne Anfang und ohne Ende, ewig und unendlich das Sein an sich, Ursubstanz eines jeden von uns, und immer der Eine, dem wir begegnen, das Du, das wir lieben.